Digitalisierung und KI

Datenaustausch leicht gemacht

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Dr. Heinz T. Wöber, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in Wien, im Expertengespräch mit Franz Nowotny, Geschäftsführer bei dvo Software.

Der Begriff „digitale Kanzlei“ ist derzeit in aller Munde. Bemerken Sie in Ihrer Branche einen Generationsumbruch im Zusammenhang mit neuen Technologien?

Auf jeden Fall. Ich denke, an dieser Entwicklung führt kein Weg vorbei. Wer sich nicht zeitgerecht mit den neuen technischen Möglichkeiten beschäftigt, wird in Zukunft nicht mehr konkurrenzfähig sein.

Wie ändert sich durch diese digitalen Lösungen die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Ihren Klienten?

Natürlich haben wir auch Klienten, die immer noch den Schuhkarton mit unsortierten Belegen vorbeibringen und mit dem Rechnungswesen möglichst wenig zu tun haben wollen. Jüngere Klienten konfrontieren uns aber mit der Frage, was sie selbst zur Erstellung des Rechnungswesens beitragen können. Sie haben oft ihr eigenes Fakturierungsprogramm oder ihre Warenwirtschaft. Ihnen können wir anbieten, ihre bereits erfassten Daten über Schnittstellen direkt in die Buchhaltung zu übernehmen. Damit holen wir all jene Klienten mit ins Boot, die selbst etwas zur Erstellung des Rechnungswesens beitragen wollen, und geben ihnen eine aktive Rolle, die uns tatsächlich den Arbeitsalltag erleichtert.

Wie erstellen Sie in Ihrer Kanzlei solche Schnittstellen? Brauchen Sie dabei Unterstützung von technischer Seite?

Eigene Schnittstellen für jeden Klienten zu erstellen, ist nicht unsere Kernaufgabe. Schließlich sind wir eine Steuerberatungskanzlei und damit Software-Anwender. Wir haben aber mit dvo einen starken Partner an unserer Seite, der individualiserte Schnittstellen für uns erstellt.

Wie genau läuft das ab?

Der Kunde liefert zum Beispiel eine Excel-Tabelle mit seinen Buchungsdaten. Die Techniker von dvo unterstützen uns in der Anfangsphase und programmieren die Schnittstelle, damit die Daten so in unser Buchungsprogramm eingespielt werden, dass das manuelle Buchen dadurch ersetzt wird. Sobald die Schnittstelle eingerichtet ist, funktioniert der Datenaustausch problemlos.

Welchen Mehrwert bringt der automatische Datenaustausch für Ihre Kanzlei?

Wir können jetzt Klienten betreuen, die wir ansonsten gar nicht hätten. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Geschäftsmodelle aus dem Online-Business mit ihrer Vielzahl von Kleinsterlösen, die wiederum von wechselnden Kunden stammen. Auf herkömmliche Art wäre ein derartiges Buchhaltungsaufkommen nie zu einem leistbaren Preis zu bewerkstelligen.

Sparen Sie sich innerhalb der Kanzlei dadurch Zeit?

Je nach Geschäftszweig des Kunden und Umfang des Rechnungswesens können wir natürlich eine gewisse Zeitersparnis erzielen. Um dieses Niveau zu erreichen, muss man jedoch erst Zeit und Energie in die neuen Technologien investieren, um diese auch zielgerichtet und effizient einsetzen zu können. Das ist also ein Investment für die Zukunft, um auch in zehn Jahren noch konkurrenzfähig zu sein.

Apropos konkurrenzfähig: Der Preisdruck im Segment der Steuerberater wird immer stärker – können Sie durch die digitalen Datenaustausch-Lösungen auch in dieser Hinsicht eher konkurrieren?

Falsch wäre es, die Diskussion darauf zu reduzieren, ob und um wieviel die Buchhaltung in Zukunft billiger wird. Denn einfach nur schneller und günstiger zu sein, wird den Kunden nicht zufriedenstellen. Natürlich müssen wir so effizient wie möglich arbeiten. Das allein ist jedoch zu wenig. Unsere Kunden werden wir langfristig nur dann zufrieden stellen, wenn wir freiwerdende Ressourcen auch dafür nützen, um unsere Beratungsqualität in den Vordergrund zu rücken. Dinge, die in Vergangenheit aufgrund des Preisdrucks vielleicht verlorengegangen sind, kann man jetzt wieder stärken.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, welche generellen Veränderungen erwarten Sie in der Steuerberatungsbranche?

Die neuen aufkommenden Technologien werden unsere Arbeitsweise in den nächsten Jahren entscheidend prägen. Ich denke auch, dass uns die Digitalisierung neue Möglichkeiten eröffnen und das Arbeitsleben erleichtern kann. Eine „Buchhaltung auf Knopfdruck“ wird es aber trotzdem nie geben.

Dr. Heinz T. Wöber (Wöber Dirmhirn Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung GmbH), Franz Nowotny (dvo Software)